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Von Kinshasa nach Yaoundé

Drei Wochen mit öffentlichen Verkehrsmittlen unterwegs durch die beiden Kongo, Gabun, São Tomé und Principe sowie Kamerun / Reisebericht

Auf dem Landweg von Kinshasa Richtung Norden durch die beiden Kongos und Gabun nach Kamerun? Ist dies in nur drei Wochen möglich und lässt die Sicherheitssituation eine solche Reise überhaupt zu? Nach einiger Vorbereitungszeit habe ich mich entschlossen, es zu versuchen. Ich habe die nötigen Visa in der Tasche und das Flugticket ist gebucht. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Die Reise beginnt am Samstag, 22. August mit einem Air France Flug via Paris nach Kinshasa. Einige Minuten nach sechs Uhr abends und nach einem Ueberflug des Flughafens landen wir in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Es ist bereits dunkel. Auf dem Flughafen gilt ein striktes Fotografierverbot. Ich erwische den ersten Bus, der die Passagiere zum Abfertigungsgebäude bringt. Somit bin ich einer der ersten Passagiere, die an der Passkontrolle eintreffen. Der Flughafen scheint ein Anziehungspunkt für alle Sorten von uniformierten Personen zu sein. Es wimmelt von Soldaten und Polizisten. Die Einreise läuft korrekt ab, die Einreisekarten wurden bereits im Flugzeug verteilt und ich erhalte problemlos meinen Einreisestempel. Noch vor der Gepäckausgabe finde ich meinen „Protocoliste“, den ich durch das Hotel gebucht habe und der mich möglichst rasch durch die nun doch etwas chaotischere Zollkontrolle und anschliessend ins Hotel bringen soll.

Dem Flughafen sieht man sein Alter an und er platzt aus allen Nähten. Beim Gepäckband stehen mit Knüppeln bewaffnete Gendarmen, die für Ordnung sorgen sollen. Wirklich ein etwas spezieller Anblick. Neben den Passagieren sind nun Polizisten, Militär, Gepäckträger, Verwandte und Bekannte im Raum. Es herrscht ein grosses Gewühl und einige Leute versuchen ihr Gepäck schon bevor es auf dem Rollband landet, von den Gepäckwagen zu holen.

Ich scheine als einziger Passagier die Gewichtslimite nicht ausgeschöpft zu haben und bin froh als mein Rucksack auch bald auftaucht. Im Schlepptau meines Protocoliste bahne ich mir einen Weg durch das Gewühl, vorbei an der Zollkontrolle zum Ausgang. Hier auf dem Vorplatz wartet ein Fahrzeug, das uns auf einer etwa halbstündigen Fahrt über ungeteerte Strassen durch die unbeleuchtete Stadt ins Zentrum und zu meinem Hotel bringt, wo ich dann gegen 20 Uhr eintreffe.

Etwas Luxus darf ja sein und so habe ich mich für die ersten beiden Nächte im Kongo im besten Hotel der Stadt, dem Memling, einquartiert. Es war auch das einzige Hotel, das auf meine Anfragen reagiert hat. Nun ja USD 285 pro Nacht für ein Standardzimmer ohne Frühstück werde ich wohl nicht mehr so schnell bezahlen, dass Gefühl das bei der Ankunft eine sichere Unterkunft auf einem wartet, ist aber auch etwas wert. Ich bin also wohlbehalten in meiner Unterkunft angekommen und nun bleibt Zeit sich bei einem Abendessen mit einem ersten kongolesischen Bier an der Poolanlage zu entspannen. Für USD 58 gibt es argentinisches Beef und nun weiss ich auch, warum Kinshasa bei Ausländern als teure Stadt gilt.

Am nächsten Morgen lasse ich das Frühstücksbuffet für USD 27 links liegen und gönne mir dafür für kleines Geld ein mit Mayonnaise, Streichwurst und Eiern gefülltes Baguette an der Strassenecke. Zu Fuss mache ich mich auf den Weg zum nächsten libanesischen Supermarkt, wo ich mich mit Mineralwasser und weiterem Proviant eindecke. Alles was importiert werden muss ist entsprechend teuer. Zweitwährung im Kongo ist der US-Dollar. Die grösste Banknote in kongolesischen Francs ist nicht mal einen Dollar wert. Meine Entdeckungsreise zu Fuss geht weiter in Richtung „Le Beach“. Dies ist die An- und Ablagestelle für alle Boote nach Kongo-Brazzaville. Die Strecke ist doch ziemlich weit, so dass ich wohl Morgen mit dem Gepäck, ein Taxi nehmen werde. Auch wegen der vielen Polizisten, die fast an jeder Strassenecke stehen. Ansonsten sind die Leute nett und fühle mich ziemlich sicher. Kinshasa ist nicht gerade für seine Sehenswürdigkeiten bekannt, so dass ich mich entschliesse, den Nachmittag in der abgekapselten Luxuswelt des Hotels zu verbringen. Ich nutze den Nachmittag um etwas zu lesen und bei den Hotelangestellten weitere Infos zu Fährverbindungen und ungefähre Abfahrtszeiten in Erfahrung zu bringen 

Heute heisst es früh aufstehen. Zuerst hole ich mir wieder mein Frühstück beim Strassenhändler. Nachdem auschecken geht es mit dem Taxi für USD 10 zum „le Beach“. Als ich mit dem Taxi dort eintreffe, scheinen die Leute nur auf mich gewartet zu haben. Alles stürzt sich auf mich. Ich werde zum Verkaufsschalter für die „Canoe Rapide“ geleitet und kann mein Ticket für USD 25 kaufen. Im Preis inbegriffen ist ein weiterer „Protocoliste“, der mich durch das Ausreiseprozedere begleiten wird.

Vorbei an verschiedenen Offiziellen, die alle in den Pass schauen wollen, geht es zum Mann mit dem Stempel. Dieser kostet eine kleine Gebühr von 2‘000 Francs. Der Zoll, wo man auch sein Geld deklarieren sollte, möchte für seine Dienste weitere 1‘000 Francs. Dafür bleibt es bei einer Sichtkontrolle des Passes. Weiter geht es zum Geldwechsler. Dass der Wechselkurs hier nicht zu den besten gehört ist klar. Dass beim Nachzählen CFA 10‘000 fehlen war nur ein kleines Missgeschick, wofür er sich entschuldigt. Nach dem Deal gönnen sich der Protocoliste und der Wechsler ein Sucre, für das ich anschliessend ohne es zuvor abgemacht zu haben noch aufkommen muss. Mein Pass wurde in der Zwischenzeit vom einzigen Offiziellen ohne Uniform eingezogen. Ich soll ihn dann beim an Bord gehen wieder zurückerhalten. Ich hoffe doch stark, dass dem auch so ist. 

Neben den kleinen Schnellbooten gibt es noch eine grosse Fähre, die die Reise einmal pro Tag unternimmt und nun bereits beladen wird. Es geht nicht gerade zimperlich zu und her. Die Gepäckträger tragen Riesenlasten und werden dabei von Polizisten, die auch mal ihren Knüppel oder ein Seilende ziehen herumdirigiert.

Nun warte ich also alleine und ohne meinen Pass darauf, was weiter passiert. Mit der Zeit treffen weitere privilegierte Reisende ein, was sich positiv auf meine Nerven auswirkt und als dann auch noch ein Polizist mit der Passagierliste auftaucht und die Pässe wieder austeilt, bin ich schon wieder richtig entspannt. 

Wir besteigen das Schnellboot und die rund halbstündige Fahrt über den Kongofluss nach Brazzaville beginnt. In Brazzaville muss sich das Boot erst eine Anlagestelle suchen.

Hier in der Hauptstadt der Republik Kongo ist es viel beschaulicher als auf der gegenüberliegenden Seite. Im muss eine Hafentaxe von CFA 1‘000 bezahlen. Der Zoll benötigt für seine Dienste auch noch CFA 2‘000. Danach kann ich das Einreiseformular ausfüllen und bekomme den Einreisestempel. Zu Fuss mache ich mich auf dem Weg ins Hotel. Im zentral gelegenen Hotel Saphir bekomme ich ein kleines Zimmer, welches jedoch fast 100 Euro kostet. Ich fühle mich sehr wohl in der Stadt. Es scheint keine grösseren Sicherheitsprobleme zu geben und die Stadt verfügt über ein gutes Angebot an Restaurants und Strassencafes.

Ich nutze die Zeit für einen Bankbesuch, wo ich meine Euros in CFA umtausche und wie gewünscht eine ganze Menge Banknoten in kleinen Stückelungen bekomme. Nun bin ich also geldmässig für das „Hinterland“ gerüstet. Noch vor dem Mittagessen mache ich mit dem Taxi auf dem Weg zur „Agence Ocean du Nord“. Hier kaufe ich mir ein Billet für die Fahrt nach Oyo am nächsten Morgen. Das Ticket gibt’s für CFA 5‘000. Nun bin ich aber hungrig und zurück im Stadtzentrum gibt’s beim Libanesen als plat du jour Poulet mit Reis. In einem modernen Supermarkt kaufe ich nochmals ein und mache danach zu Fuss eine kleine Stadtbesichtigung. Unter anderem statte ich auch der Kathedrale einen Besuch ab. Nach dem Abendessen in einem in der Nähe des Hotels gelegenen Restaurant geht es früh zu Bett.

Heute bin ich mal wieder früh aufgestanden. Um sechs Uhr muss ich ja bei der Busstation sein. Also mache ich mich um 5 Uhr also noch vor Sonnenaufgang vor dem Hotel auf die Suche nach einem Taxi. Während es in Kinshasa vor Wachen und Stacheldraht nur so gewimmelt hat, scheint hier in Brazzaville die Kriminalität deutlich tiefer zu sein. Der Eingang zum Hotel ist weder abgesperrt noch bewacht. Da sich kein Taxi blicken lässt gehe ich zur nächsten Kreuzung, wo ich nach einigem Warten ein Taxi finde.

Pünktlich vor sechs Uhr treffe ich bei der Agence ein. Wie vielfach scheint es für Ausländer und Einheimische verschiedene Abfahrtszeiten zu geben. Ich hätte eigentlich ruhig noch etwas ausschlafen können. Aber so gegen 7.30 Uhr ist alles Gepäck verladen und der Ueberlandbus zu Abfahrt bereit. Ich hatte also genügend Zeit um mir ein Frühstück bestehend aus einem Baguette mit Eiern und Keksen zu gönnen und kann die Fahrt gestärkt angehen.

Die Fahrt führt auf einer gut ausgebauten Strecke durch eine teilweise recht hügelige Landschaft nach Oyo. Oyo ist das Heimatdorf des im Sommer wiedergewählten Präsidenten Denis Sassou. Im Moment wird der Flughafen von den Chinesen ausgebaut und der grosse Palast des Präsidenten ist auch nicht zu übersehen. Die Einwohner scheinen auch ein wenig profitieren zu können. Auch wenn es nur in Form eines neuen T-shirts oder Basballcaps mit dem Slogan „Sassou for president“ ist. Am Nachmittag treffe ich in Oyo ein. Mit der Hilfe eines Taxifahrers finde ich im weitläufigen Dorf eine Unterkunft in der Auberge Berger. Die Auberge wird von einem libanesischen Brüderpaar betrieben und besteht aus einem Restaurant mit einigen einfachen Zimmern. In Oyo ist es heiss und schwül. Nach einem Willkommensdrink an der Bar erkläre ich den Libanesen, dass ich weiter nach Gabun will. Der eine Bruder besitzt einen roten 3er-BMW auf den er sehr stolz ist. Also nutzen wir die Gelegenheit und fahren das Dorf noch Abfahrtsorten für die Lastwagen auf der Route du Gabon ab. So wie es aussieht scheint Morgen kein Lastwagen zu fahren. Ich entspanne in der Auberge, geniesse als Abendessen feinen Fisch und schaue dem abendlichen Treiben im Dorf zu. Das ganze wird durch den Gesang aus der nahen Kirche begleitet. Da es keinen Strom gibt gehe ich wieder früh zu Bett. An Schlafen ist wegen der Schwüle aber lange nicht zu denken.

Nach dem Morgenessen mache ich nochmals eine Ausfahrt im BMW, aber es scheint heute wirklich keine Lastwagen in Richtung Gabun zu geben. Wie mir die Leute aber versichern, soll Morgen ein Lastwagen aus Brazzaville kommen. Mal sehen. Nun bleibt also wieder genügend Zeit zum Ausspannen und um das weitläufige Dorf zu erkunden. Wobei es wirklich sehr heiss ist, dass ich es mir relativ schnell an einem schattigen Plätzchen in der Auberge gemütlich mache.

Das libanesische Brüderpaar geht es auch gemütlich an und ist hauptsächlich mit Wasserpfeifenrauchen beschäftigt. Am nächsten Morgen erkundige ich mich nochmals nach Mitfahrgelegenheiten und die Leute versichern mir, dass am späten Nachmittag ein Lastwagen abfahren wird. Als Mittagessen geniesse ich einen Hamburger Royale und kaum habe ich fertiggegessen, kommt auch schon ein Bote, mit der Nachricht, dass der Lastwagen nun eingetroffen sei und ich mich beeilen solle. Ich packe also meine Sachen zusammen, verabschiede mich von den Libanesen und folge dem Nachrichtenüberbringer zum Sammelplatz. Der Lastwagen ist da. Es handelt sich um einen grünen Mercedes-Kipplaster. Geladen hat nur einige Kisten Seife. Ausser mir scheint es keine weiteren Passagiere zu geben. Der junge Fahrer kommt aus Gabun und scheint ganz ok zu sein. Der übliche Fahrpreis in der Kabine ist CFA 50‘000. Zusammen mit seinem Helfer muss er sich der Fahrer zuerst noch verpflegen. Gegen Abend geht es dann los. Ausgangs Oyo werden die Fahrpapiere bei der Gendarmerie abgestempelt. Dann geht es zuerst auf geteerter Strecke weiter. Ich sitze in der Kabine auf dem Mittelsitz. Nach einigen Kilometern ist die Strasse nicht mehr geteert. Hier gibt es nochmals eine Polizeikontrolle, wo man sich für meine Papiere interessiert. Es heisst aussteigen und dem Polizisten Rede und Antwort stehen. Er erzählt mir auch was vom harten Leben als Polizist und der Möglichkeit für CFA 500 sein Prepaidhandy aufzuladen. Mein Französisch ist in diesem Fall aber so schlecht, dass ich sein Anliegen nicht so richtig verstehen will…

Der Telefonmast vor dem Polizeiposten scheint als Freiluftgefängnis zu dienen. Jedenfalls ist ein Mann mit Handschellen an den Mast gekettet. Nachdem der Fahrer mir auch noch etwas hilft und dem Polizisten bestätigt, dass ich kaum Französisch kann, geht die Fahrt weiter. Nun nicht mehr auf der gut ausgebauten Strasse sondern auf einer Sandpiste. Als es schon eindunkelt, kreuzen wir einen Lastwagen, der eine Panne hat und dessen Fahrer nicht die nötigen Werkzeuge zu haben scheint. Also wird kurz ausgeholfen, bevor die Fahrt weitergeht. Gegen 20 Uhr erreichen wir ein Dorf. Hier wird Zwischenstopp gemacht und wir genehmigen uns alle ein Bier. Der Fahrer nutzt die Gelegenheit und bietet einigen Passagieren eine Mitfahrgelegenheit auf der Ladefläche an. Nach dieser angenehmen Pause geht die Fahrt durch die Nacht weiter. Wir treffen immer wieder auf chinesische Arbeitskolonnen, die daran sind, die Strasse im Eiltempo und auch bei Nacht auszubauen. Zwischendurch schaut der Helfer, ob die Passagiere noch nicht von der Ladefläche gefallen sind. Die Fahrt ist eine sehr holprige Angelegenheit und mein Rücken wird nach der Fahrt ziemlich angescheuert sein. Eigentlich schade, dass wir in der Nacht unterwegs sind, so bekomme ich nur wenig von der Landschaft mit.

Gegen 1.30 Uhr kommen wir am kongolesischen Grenzposten an. Ich frage mich schon, was nun hier mitten in der Nacht passieren wird und stelle mich auf eine längere Wartezeit bis zum Sonnenaufgang ein. Dem ist aber nicht so. Wir besuchen die Beamten der Polizei, Gendarmerie und Immigration in ihren Hütten und wecken sie respektvoll aus ihrem Tiefschlaf. Diese brauchen zwar einige Zeit bis sie ansprechbar sind, zünden dann aber ohne Murren ihre Oellampen an, schlagen ihre Bücher auf, machen die nötigen Eintragungen und geben mir problemlos den Ausreisestempel. Einige Stunden später erreichen wir den gabunesischen Grenzposten. Hier dauert es einiges länger bis der Chef, den wir laut schnarchen hören, aus seinem Tiefschlaf geweckt ist. Aber auch hier bekomme ich nach dem Ausfüllen des Einreiseformulars problemlos meinen Stempel.

In Gabun geht die Fahrt nun wieder auf einer gutausgebauten Strasse durch eine landschaftlich sehr schöne Gegend Richtung Franceville. Unterwegs kommen wir noch in eine Zollkontrolle. Die bewaffneten Soldaten belassen es nicht bei einer Prüfung des Passes. Auch mein Rucksack wird genauestens durchsucht. Da auch dies nicht zum gewünschten Ergebnis zu führen scheint, müssen nun all die Kisten mit den Hygieneprodukten abgeladen werden und werden einzeln kontrolliert. Der Chauffeur ist ab der Prozedur entsprechend genervt, scheint aber auch nicht willens zu sein, eine Gebühr zu bezahlen. Nach einiger Zeit sehen dies auch die Soldaten ein und wir dürfen die Ladung wieder aufladen. Vorbei an Bongoville, dem Heimatdorf des verstorbenen Präsidenten erreichen wir gegen 7 Uhr Franceville. 

Franceville ist mit etwas über 40‘000 Einwohnern die drittgrösste Stadt Gabuns, da sich die Stadt sehr weitläufig über viele Hügel erstreckt, fühlt man sich aber eher wie in einem grösseren Dorf. Die Lastwagencrew lädt mich im Zentrum ab.

Ich finde eine hübsche und günstige Herberge, in der ich bereits so früh morgens einchecken kann. Bei einer Dusche wasche ich mir den orangenen Staub vom Leib. In Gabun sind dieses Wochenende Wahlen. Ali Bongo, der Sohn des verstorbenen Präsidenten und aktueller Verteidigungsminister ist einer der Kandidaten. Franceville und das nahegelegene Bongoville sind das Zentrum seiner Anhänger, die alle mit weissen T-shirts ausstaffiert sind und die Stadt bevölkern. Was auffällt ist, dass der Lebensstandard in Gabun doch deutlich höher als im Kongo zu sein scheint. Nachdem ich mich etwas von der nächtlichen Lastwagenfahrt erholt habe, mache ich mich mit einem Taxi auf den Weg zum Bahnhof. Am Sonntagabend fährt der nächste Zug nach Libreville. Leider gibt es nur noch Plätze in der zweiten Klasse und so kaufe ich mir ein Ticket für CFA 35‘000. Mit einem Sammeltaxi fahre ich anschliessend mit einigen Umwegen zurück ins Stadtzentrum. Das Abendessen nehme ich in meiner Herberge ein. Es gibt Gazellenfleisch mit Reis. Schmeckt wie Wild, ist aber ziemlich zäh. Im Fernsehen laufen die Werbespots von Ali Bongo. Das es anscheinend auch noch andere Kandidaten gibt, bekommt man auf dem staatlichen Sender nicht mit. In Bongoville findet eine grosse Wahlveranstaltung statt, so dass sich diesen Abend nur noch wenige Anhänger in Franceville befinden und ich das Restaurant wieder einmal fast für mich alleine habe.

Nun ist also Wahltag und mein Zug nach Libreville wird am Abend abfahren. Ich gehe den Tag gemütlich an und mache mich dann am Mittag schon auf den Weg zum Bahnhof, wo mir genügend Zeit bleibt, etwas zu lesen und die Leute zu beobachten. Mit etwa einstündiger Verspätung werden die Tore zum Bahnsteig geöffnet und alles drängt zum bereitstehenden Zug. Ich finde meinen Platz in einem ehemaligen Zweitklasswagen der SNCF. Mit mir sind viele Jugendliche unterwegs. Würden wir nicht durch eine tropische Landschaft fahren, könnte man fast meinen, dass wir uns in Frankreich befinden. Gesprächsstoff liefern natürlich die Wahlen. Viele Junge wünschen sich einen Wechsel, nach der über vierzigjährigen Herrschaft von Bongo Senior. Mit etwa 3 Stunden Verspätung erreicht der Zug die Vororte von Libreville. Im Bahnhof angekommen und nach dem Verlassen des Zuges, werde ich gleich von der Polizei in Gewahrsam genommen. Beim Chef de poste, dem Mann mit dem dicken Bauch, wie mir die Leute erklären, muss ich Auskunft über meine Reisepläne geben. Bemängelt wird unter anderem, dass ich keine Hotelreservation und kein Rückflugticket hätte. Ich mache es mir im Büro bequem, erkläre meine Reisepläne und nach einer gewissen Zeit verliert der Chef das Interesse an mir und ich bekomme den Reisepass zurück. Unterdessen haben sich nämlich einige Einheimische eingefunden, die nicht über korrekte Papiere verfügen und das Strafmass wird schon eifrig diskutiert. Eine halbe Stunde nach der Ankunft auf dem Bahnhof kann ich mir also ein Taxi für die Fahrt in die Stadt suchen.

Mit dem Taxi geht’s ins Somotel. Zentral gelegen, sicher und günstig. Es ist Montag, die Geschäfte haben aber wegen den Wahlen noch geschlossen. Ich mache mich zu Fuss daran, die Hauptstadt zu erkunden. Es scheint alles sehr ordentlich zu sein. Auch hier fühlt man sich fast wie in Frankreich. Es gibt französische Supermärkte und Strassencafes. Was etwas irritiert ist die starke Militär- und Polizeipräsenz.

Ich habe mich entschieden einen Ausflug auf die Insel Sao Tomé und Principe zu machen. Politisch ist das Klima in Gabun immer gereizter und die Stimmen noch nicht ausgezählt. Nach einigem Suchen finde ich die Botschaft von Sao Tomé und Principe und kann meinen Visumantrag abgeben. Kosten CFA 40‘000, das Visa ist am nächsten Tag ab 11 Uhr abholbereit. Anschliessend suche ich das Verkaufsbüro von Air Service, einer der beiden Fluggesellschaften, die von Libreville nach São Tomé fliegen, und kaufe mir das Flugticket. Abflug ist am nächsten Tag um 14 Uhr. 

Nach einer weiteren Nacht in Libreville gehe ich zu Fuss zur Botschaft und bekomme wie versprochen mein Visum. Also zurück zum Hotel, den Rucksack holen und dann auch gleich weiter zum Flughafen. Mit einer kleinen Turbopropmaschine geht es via Port Gentil nach São Tomé. In Port Gentil kam es letzte Nacht zu Ausschreitungen, bei denen das französische Konsulat und eine Oelraffinerie von Total in Flammen aufgingen. Ich bin also ganz froh, dass ich das Land für einige Tage verlassen kann.

In São Tomé ticken die Uhren etwas langsamer. Mit einem Taxi werde ich ins Stadtzentrum zu einem der wenigen Hotels befördert. Der Receptionist ist im Moment nicht anwesend. Ich bekomme trotzdem einen Schlüssel für mein Zimmer. Was dieses kostet, weiss niemand so genau. Ich scheine der einzige Gast zu sein. Die Hauptstadt des 30‘000 Einwohner zählenden Inselstaates ist ziemlich verschlafen. Die koloniale Architektur und die freundlichen Menschen haben es mir von der ersten Minute an angetan. Ich wechsle einige Euros in Dobras und erkundige mich dann, wo es ein gutes Restaurant gibt. Im Hotel gibt es zwar eine Bar mit Fernseher und einen eingedeckten Speisesaal, Mahlzeiten sind aber im Moment nicht im Angebot. Das empfohlene Restaurant liegt im ersten Stock eines Kolonialgebäudes und wird von einer Familie betrieben. Ich fühle mich in die portugiesische Kolonialzeit zurückversetzt. Typisch Portugiesisch ist auch das Abendessen mit Suppe, Hauptgang und Dessert. Dazu gibt es lokales Bier, dass aber weder mit dem gabunesischen Regab noch dem kongolesischen Primus oder Tembo mithalten kann. Am Abend hat es im Hotel dann sogar Strom, dass ich noch etwas Fernsehen kann. Die Nachrichten aus Gabun sind nicht erfreulich; anscheinend wurde in Libreville eine Ausgangssperre verhängt.

Den nächsten Tag verbringe ich damit, den morbiden Charme von São Tomé auf mich einwirken zu lassen und das Städtchen zu erkunden. Ich besuche auch das kleine und sehr empfehlenswerte Museum im ehemaligen Fort der Stadt. Hier bekommt man einen sehr eindrücklichen Einblick in die Geschichte der Insel. Es gibt viele Ausstellungsstücke, die das luxuriöse Leben der ehemaligen Gutsherren und dass der armen Landarbeiter, die wie Sklaven gehalten wurden, dokumentieren. Mittagessen gibt es an der Anlegestelle der Fischer. Hier gibt’s wohl den besten Con-Con-Fisch der Insel. Einfach nur fein.

Im Museum wurde mir empfohlen, doch einen Ausflug zu einer der alten Landgüter, den Rojas zu unternehmen. Dies mache ich dann auch am nächsten Tag. Ich miete mir ein Taxi und fahre zu einer der grössten Rojas der Insel. Dieses besteht aus Gutsherrenhaus, Kirche, Spital und den ehemaligen Unterkünften der Sklaven oder später der freien Landarbeiter und ist eigentlich ein kleines Dorf. Noch heute bewohnt, wird Landwirtschaft hauptsächlich für den Eigenbedarf betrieben. Das Spital ist seit der Unabhängigkeit der Insel in den Siebzigerjahren nicht mehr in Betrieb und verfällt leise vor sich hin.

Zurück in der Hauptstadt rückbestätige ich meinen Flug und hoffe, dass sich die Lage in Gabun bis zu meiner Rückkehr nach Libreville etwas entspannt.

Auch am nächsten Tag mache ich nochmals einen Ausflug per Taxi ins Landesinnere und schaue auch an einigen der einsamen Lavastrände vorbei. Die Insel ist mit ihrem Mix aus atemberaubender Landschaft, kolonialer Architektur und liebenswerten Menschen einfach traumhaft. Gemäss Reiseführer verirren sich pro Woche nur rund 20 Touristen in dieses kleine Land, so dass man die Sehenswürdigkeiten so ziemlich für sich allein hat.

Nach 4 Tagen auf São Tomé und Principe geht es zurück nach Libreville. Ein Mototaxi bringt mich zum kleinen Flughafen. In der Abfertigungshalle läuft in 80 Tagen um die Welt mit Chacky Chan und einige der Flughafenangestellten biegen sich vor Lachen. Der Flug geht diesmal direkt nach Libreville. Die Einreise verläuft problemlos und die Ausgangssperre gilt anscheinend nur noch für bestimmte Quartiere. Für eine letzte Nacht in Libreville quartiere ich mich nochmals im Somotel ein.

Nächstes Ziel auf meinem Weg nach Kamerun ist Oyem. Mit einem Taxi geht die Fahrt am Morgen zum PK 8. Dies ist der Sammeltaxistand von Libreville. Das richtige Fahrzeug nach Oyem ist schnell gefunden. Es wird jedoch 10 Uhr bis genügend Passagiere eingetroffen sind und die Fahrt losgehen kann. Die Fahrt führt auf einer sehr schönen Strecke durch teilweise nach fast unberührten Urwald . Zwischendurch einige Polizeikontrollen, die mal etwas länger oder weniger lang dauern. Es sind viele Holztransporter unterwegs, die uns im Konvoi mit ganz ordentlichen Geschwindigkeiten entgegenkommen. Mittagessen gibt es unterwegs am Strassenrand. Ich gönne mir Nyama Choma und ein Baguette. Abends kommen wir heil in Oyem an. Ich werde bei einer sehr einfachen Herberge abgeladen. Zu Abend gibt es gegrillten Fisch in einem kleinen Restaurant am Strassenrand. Obwohl meine Herberge auch als Bar und Nachtclub dient bleibt es angenehm ruhig und ich schlafe gut.

Weiter geht die Reise nach Bitam. Mit der Hilfe einiger Passanten finde ich ein Taxi, das mich zur Abfahrtsstelle chauffiert. Wiederum führt die Fahrt auf einer kurvigen Strecke durch dichten Regenwald. In Bitam angekommen gönne ich mir erst mal ein Frühstück, bevor es dann mit einem anderen Sammeltaxi auch gleich zur Grenze weitergeht. Wir passieren verschiedene Kontrollposten und kommen recht schnell an der Grenze an. Hier stellt sich dann heraus, dass es den Ausreisestempel nur in Bitam gibt. Also heisst es warten, bis ein Sammeltaxi die 20 Kilometer zurück in die Provinzstadt fährt. Ich muss auch nicht allzu lange warten, bis ich eine Mitfahrgelegenheit erhalte. Bei einem der letzten Kontrollposten muss ich dann aber aussteigen und werde nach einiger Warterei unter Polizeiaufsicht mit einem extra angeforderten Taxi zusammen mit weiteren Passagieren, der Dokumente nicht in Ordnung zu sein scheinen, zur Immigration befördert. Hier gibt es problemlos den Ausreisestempel. Das Ganze hat jedoch ordentlich Zeit gekostet. Anschliessend werde ich zurück zum Kontrollposten gebracht. Hier habe ich nun das Problem, dass alle vorbeifahrenden Sammeltaxis schon besetzt sind, so dass ich für mich allein ein Fahrzeug mieten muss. Die Kontrollposten kennen mich nun schon und so bin ich um die Mittagszeit wieder an der Grenze. Auf der neuen Brücke geht es über den Fluss nach Kamerun. Die Zöllner in Kamerun sind einiges freundlicher als in Gabun. Auch hier habe ich nun das Problem, das keine weitere Passagiere mehr auf eine Fahrgelegenheit warten und so muss ich nochmals etwas tiefer in mein Portemonnaie greifen, damit ich heute noch nach Amban komme. Von Amban geht’s dann mit dem Bus weiter nach Ebolawa. Ebolawa ist sehr weitläufig. Aber zum Glück gibt es genügend Mototaxis. Wie die Einheimischen verbringe ich den Abend bei einem Bier und gegrillten Fisch in einer Bar am Strassenrand.

Weiter geht die Reise am nächsten Morgen via Yaoundé nach Kribi. Die direkte Strecke ist nur während der Trockenzeit befahrbar und so nehme ich den Umweg über die Hauptstadt. Ich finde ein schönes Hotel, wo ich die nächsten zwei Tage entspanne und den feinen Seafood geniesse, bevor ich für die letzte Nacht in Kamerun zurück nach Yaoundé fahre.


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Fotogalerie

Skyline von Kinshasa / Demokratische Republik Kongo

  Kinshasa Kinshasa

  Kathedrale / Brazzaville

Brazzaville / Republik Kongo    Kathedrale

Auf dem Weg nach Oyo / Republik Kongo

  Auf dem Weg nach Oyo

Oyo  Auberge Berger / Oyo

Mein Transportmittel von Kongo nach Gabun

Route du Gabon  Gegenverkehr  Landschaft 

Auf der Route du Gabon

Mit dem Transgabonais nach Libreville

Ankunft in Libreville

  Markt am PK 8 / Libreville  Freiheitsstatue / Libreville



feiner Con-Con-Fisch

Markt in São Tomé

  Altstadt von São Tomé 

São Tomé

 

 

   

 

  Regierungsgebäude 

 

  Tankstelle in São Tomé







  Strand auf São Tomé

 

 

  Holztransporter in Gabun

Unterwegs in Gabun

Markt / Gabun

Aidskampagne / Kamerun

Ebolowa / Kamerun

Yaoundé / Kamerun

Busbahnhof / Kamerun

Telefonkabine / Kamerun

  Auf dem Weg nach Kribi / Kamerun

Fischerboote / Kribi

Restaurant am Hafen von Kribi  Kirche / Kribi  Leuchtturm / Kribi

mein Hotel in Kribi

Strand / Kribi

Seafood / Kribi
  
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