Transsibirische Eisenbahn
Moskau - Peking
Reisebeschreibung
Moskau  Irkutsk   Baikalsee  Ulan Bator   Peking
 
 

Reisebericht und Informationen über eine Reise mit der Transsib von Moskau nach Peking

Moskau

Das erste Mal in Russland. Bei der Einreise am Flughafen bin ich schon etwas aufgeregt. Es herrscht ein grosses Gedränge. Die Gepäckbänder sind schon abgestellt, als ich die Passkontrolle schlussendlich passiert habe. Auch im Empfangsbereich herrscht ein riesiges Durcheinander, so dass ich meine Kontaktperson nicht auf Anhieb finde. Mit dem Auto geht es danach ins Stadtzentrum. Im Hotel Belgrad ist für mich ein Zimmer reserviert, welches den Charme vergangener Zeiten ausstrahlt. Auch das Hotelpersonal scheint den Sprung in die Servicegesellschaft noch nicht geschafft zu haben.

Am nächsten Morgen geht´s in ortskundiger Begleitung einer Studentin mit der Metro auf Stadtrundfahrt. Highlights sind der Kremlbereich, das Mausoleum Lenins, die verschiedenen Kirchen aber auch die Parks und Fussgängerzonen und nicht zu vergessen die prächtigen U-Bahn-Stationen.

Ein aktueller Blick auf das Hotel Ukraina in MoskauNach zwei Tagen Aufenthalt in Moskau beginnt meine eigentliche Reise mit der Transsib nach Peking am Sonntagabend dem 13. September 1998 pünktlich um 21.25 Uhr mit der Abfahrt des Zuges Nr. 10 "Baikal" Richtung Irkutsk. Dieser Zug der die rund 5200 km nach Irkutsk in rund 4 Tagen zurücklegt verfügt über Waggons der 1. und 2. Klasse und einen Speisewagen mit einer relativ grossen Speiseauswahl. In jedem Waggon befindet sich ausserdem ein Samowar, eine Art Heisswasserboiler, an dem man zu jeder Zeit heisses Wasser für Tee oder Instantsuppen bekommen kann. Ein Waggon besteht aus jeweils 9 Abteilen mit Viererbelegung in der 2. Klasse und Zweierbelegung  in der ersten Klasse. Jeder Waggon wird von zwei Schaffnerinnen betreut, welche sich im Schichtbetrieb abwechseln.

Da die Zugskomposition wohl einige Zeit an der prallen Sonne gestanden hat, ist es ordentlich heiss in den Abteilen. Die Abteile sind hübsch hergerichtet; neben Plastikblumen liegt auch ein Fahrplan auf dem Tischchen. Vorerst scheine ich das Abteil für mich alleine zu haben. Nachdem der Zug angefahren ist, wird das Bettzeug verteilt, für welches einige Rubel bezahlt werden müssen.
Der erste Halt wird mitten in der Nacht um 1.22 Uhr in Alexandrow eingelegt. 15 Minuten später geht es weiter. Der längste fahrplanmässige Halt der Transsib auf der ganzen Strecke nach Irkutsk dauert nicht länger als 20 Minuten. Alle 2 bis 4 Stunden wird ein Halt eingelegt. Diese Halte sind jeweils eine gute Gelegenheit um schnell auszusteigen und sich als Alternative für den Speisewagen mit etwas Proviant einzudecken, das reichlich verkauft wird. Für diese Zeit sperrt die Schaffnerin das Abteil ab, damit es keine Unbefugte betreten können. Die Schaffnerinnen lassen keine Fremde in die Waggons. Nachdem Morgenessen im Speisewagen (Brot, Konfitüre, Käse, Wurst, Tee) trifft man sich mit anderen Reisenden im Speisewagen (man lernt sich sehr schnell kennen) oder man hat genügend Zeit ein Buch zu lesen. Am Abend des ersten Tages sind schon rund 1800 km zurückgelegt und die europäisch-asiatische Kontinentalgrenze wird überschritten. Das Landschaftsbild ist immer in etwa gleich; kleine Dörfer und Ortschaften inmitten von Birkenwäldern. Am dritten Tag passiert man Omsk bei Kilometer 2716, am Abend Novosibirsk. Somit befindet sich man sich schon mitten in Sibirien was sich auch durch die kalten Temperaturen bemerkbar macht. Nach Novosibirsk fallen sogar einige Schneeflocken und die Landschaft ist ein bisschen weiss. Hier bekomme ich auch das erste Mal einen Mitpassagier in mein Abteil. Dieser führt mich am nächsten Tag auch gleich in die russischen Traditionen ein und teilt seine Wodkarationen mit mir. Im Speisewagen ordert er sogar etwas Kaviar, der wiederum zusammen mit Wodka genossen wird. Nach vier Tagen ununterbrochener Zugfahrt erreiche ich morgens um 10.00 Uhr Irkutsk und bin nun doch froh, den Zug wieder verlassen zu können.

Irkutsk

In Irkutsk werde ich am Bahnhof erwartet und zu einer Familie im Zentrum gebracht, wo ich zwei Nächte bleiben werde (das Wohnzimmer wurde für mich in ein Gästezimmer umfunktioniert). Ich bekomme einen Wohnungsschlüssel und kann mich somit frei bewegen. Die Gastgeberin spricht etwas Englisch, so dass eine einfache Verständigung möglich ist und ich ein wenig von den wirtschaftlichen Sorgen, die das Leben in Russland so mit sich bringen, mitbekomme. So muss zum Beispiel der Ehemann, obwohl bei der Universität als Dozent angestellt, zusätzlich noch als Tankwart arbeiten, damit die Familie einigermassen über die Runden kommt.

Wiederum in Begleitung einer Studentin geht es am ersten Tag bei eisigem Wind auf eine halbtägige Führung durch Irkutsk. Wir schauen uns die wichtigsten Gebäude und Denkmäler an. Irkutsk ist in meinen Augen eine typische russische Stadt mit einigen schönen alten Kirchen und Holzhäusern, sonst jedoch ziemlich trist.

Baikalsee

Einige Kilometer oder rund eineinhalb Stunden von Irkutsk entfernt befindet sich Listwjanka am Baikalsee. Dieses Fischerdörfchen hat eine schöne alte Kirche und die typischen mit Schnitzereien verzierten Holzhäuser. Auf dem Weg nach Listwjanka kann man einen Zwischenhalt in einem Freilichtmuseum mit sehr schön restaurierten Häusern und im Limnologischen Museum machen. Der Baikalsee ist einer der ältesten und tiefsten Seen der Welt mit vielen seltenen Tieren die nur in ihm vorkommen.

Am Abend des zweiten Tages geht es um 20.00 Uhr mit Zug 268 weiter Richtung Ulan Bator. Diese Strecke ist nun nicht mehr elektrifiziert und der Zug wird somit von einer Diesellokomotive gezogen. Ausserdem gibt es auch keine 1. Klasse, und ein bisschen schlimmer, keinen Speisewagen mehr. Somit kann nun das Proviant, das ich eingekauft hatte doch noch gebraucht werden. Die Fahrt nach Ulan Bator dauert einen Tag und zwei Nächte. Um 14.00 Uhr erreichen wir Nauschki, die russische Grenzstadt. Hier haben wir vorerst einen Aufenthalt von  zwei Stunden, in denen ich den Zug verlassen und mich ein bisschen in der Stadt umschauen kann. Um 16.00 Uhr müssen sich wieder alle Passagiere im Wagen befinden und die Zollkontrolle beginnt. Um ca. 18.00 Uhr ist die Zollkontrolle abgeschlossen und der Zug fährt weiter nach Suche Bator, der mongolischen Grenzstadt. Etwa vier Stunden später sind auch alle mongolischen Zollformulare ausgefüllt und wir können unsere Fahrt Richtung Ulan Bator nach 10 Stunden Grenzaufenthalt fortsetzen. Am nächsten Morgen um 6.00 Uhr treffen wir in Ulan Bator ein.

Ulan Bator

Es ist erfrischend nach der russischen Lethargie in der Mongolei anzukommen. In der kältesten Hauptstadt der Welt spürt man so richtig die Aufbruchstimmung in der sich dieses Land befindet. Nach einem Tag in der Stadt mit einem Besuch im naturhistorischen Museum unternehme ich einen organisierten Ausflug aufs Land ins Chentij Gebirge. Hier reite ich einen halben Tag lang auf mongolischen Pferden durch die endlose Weite und besuche die gastfreundlichen Hirten in ihren Jurten (Das Reiten hat mich als Nichtreiter ziemlich erledigt und ich spüre danach jeden Muskel). Nach der Begrüssung mit einer Prise Schnupftabak kann ich den harten selbstgemachten Stutenmilchkäse kosten und dazu vergorene Stutenmilch trinken (Der Käse ist ganz ok, die Stutenmilch etwas gewöhnungsbedürftig). Nach einer kalten Nacht in einer Jurte geht es am nächsten Tag zurück nach Ulan Bator von wo ich am nächsten Morgen den Zug Nr. 24 Richtung Peking nehme.

Die ersten Stunden geht die Fahrt durch die typische mongolische Landschaft mit ihren kargen Grashügeln, doch schon bald wird die Landschaft flacher und karger. Wir nähern uns der Wüste Gobi und sehen schon bald die ersten Kamele. Nach einem halben Tag Zugfahrt durch die Wüste (die Zeit habe ich meistens im Speisewagen bei einigen polnischen Bieren zusammen mit anderen westlichen Reisenden verbracht), erreichen wir abends die Grenzstadt Zamen Ude. Hier findet wieder die Zollkontrolle statt, danach geht es weiter zur chinesischen Grenzstation wo sich das Ganze wiederholt. Ausserdem werden die Fahrgestelle gewechselt und ein chinesischer Speisewagen mit grossem Speiseangebot wird angehängt. Am nächsten Morgen ist die Landschaft schon wieder grüner, jeder Zentimeter wird bebaut. Schon bald sehen wir die grosse Mauer und um ca. 15.30 Uhr treffen wir in Peking ein.

Peking

Mein Aufenthalt in Peking mit zwei Nächten war eindeutig zu kurz. Nach einer Stadtrundfahrt mit dem Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ging es am nächsten Tag per Flugzeug zurück nach Zürich, ohne das mir gross Zeit für Shopping geblieben wäre.

Weitere Infos zur Transsib (Anbieter, Preisangaben, Fahrplaninformationen) unter "Links" oder im Transsib-Forum.
 

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